english version: THE WORK-SONG

#HowCanArtNotBePolitical? fragen Feline&Strange seit 2017. Mit unerbittlichen, düsteren oder sarkastischen Statements gegen Sexismus und für den Klimaschutz hat sich die Band nicht nur ergebene Fans, sondern auch erbitterte Feinde geschaffen. Aber deshalb die Klappe halten? Weit gefehlt!

Stattdessen bedient sich die Opernsängerin Feline Lang diesmal aus dem stilistischen Fundus des obersten Götzen der politischen Kunst, Bertolt Brecht, und bezieht mit dem

„ARBEIT-SONG“

– die Inspiration auch im an Brecht angelehnten Titel andeutend – in guter alter Agitprop-Manier Stellung zum Thema Arbeitswelt. Unverhohlen prangert die Band das sinnlose „Bullshit-Work“ (ein Terminus, entlehnt den Büchern des Soziologen Bregman, der Arbeit um der Arbeit willen, ohne produktives Ergebnis, bezeichnet) und die falschen Belohnungs-Verheißungen durch Staat und Wirtschaft an: „Wenn du was erschaffen willst, dann schaff ein Steuerschlupfloch“.

Passend dazu kreiert Feline mit Hilfe der britischen Band birdeatsbaby (Horns, Mix), den Berlinern Dirty Feetz (Trompete) und ihrer eigenen Mutter Brigitte Langnickel-Köhler (Konzertharfe) ein an die Dreigroschenoper erinnerndes 7-Minuten-Opus, das auch dem Soundtrack von „Babylon Berlin“ entnommen sein könnte. Aus Bürogeräuschen und Chorstimmen entsteht ein wahnhafter Rausch zwischen Workaholismus und Götzendienst. Denn dienen wir nicht alle dem Gotte Mammon?

https://save-it.cc/foxy-records/der-arbeitsong

Das opulente Video zum Song drehte Feline mit dem schwedischen Kamerazauberer Damón Zurawski, der schon bei „Cassandra´s Twin“, “The Train” und „City by the Sea“ mit ihr Meisterwerke geschaffen hat. Überbordend und zynisch vereint der Film Anspielungen auf Klassiker des sozialkritischen Genres von „Citizen Kane“ bis „Brazil“, von „Kuhle Wampe“ bis „1984“, alles überstrahlt von Felines hypnotischer Darstellung des allmächtigen Magnaten, der doch zum Opfer der eigenen Gier wird. Die Revolution frißt ihre Kinder, aber auch das Kapital.

LYRICS 

Wenn du glücklich leben willst, dann übe dich zu sterben. 

Wenn du sorglos sterben willst, dann sorg für einen Erben.

Wenn du etwas bauen willst, dann baue dir ein Haus.

Die Schulden fressen es dir weg, und schon ist aus die Maus.

 

Sei was du sollst, eine Arbeiterbiene – Sei doch so klug und lern nichts dazu –

Sei doch dankbar für die Chance zu dienen –

Sei doch zufrieden, du schaffst ohne Ruh – Ohne Ruh – Ohne Ruh – Ohne Ruh

 

Wenn du etwas werden willst, dann werde was mit Banken.

Wenn du mehr verdienen willst, umgehe alle Schranken.

Wenn du was erfinden willst, find ein Steuerschlupfloch.

Wenn du was erschaffen willst, warte lieber noch

 

Sei produktiv, bescheiß das Finanzamt – Sei kreativ, schieb Geld hin und her –

Sei gesund, meld dich niemals krank –

Sei relevant, verdien immer mehr – Und noch mehr – Und noch mehr – Und noch mehr

 

(Und wir tanzen) und wir tanzen um die heilige Kuh: Arbeit / Kaufen / Geld verdienen – Lassen keine anderen Gedanken zu (Als dem Gotte Mammon dienen)

 

Nur wer unzufrieden ist, kauft ein – Nur wer eine Leere fühlt, erfüllt den Warenkorb

Doch wer sucht und sich nicht findet, macht sich selbst kaputt

Suche nicht, suche nicht, Sei brav und addiere und subtrahiere und konsumiere 

und multipliziere das Unsozialprodukt

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